Tiergestützte Therapie & Pädagogik - unser neuer Job bei den Helfenden Tieren

Ein neuer Job

 
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Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.
— Aristoteles
 

Es gibt großartige Neuigkeiten bei Lilu und mir! Denn wir beide haben nun einen neuen Job.

Ja richtig - wir beide! Auch Lilu!

Denn durch Zufall habe ich die perfekt auf uns passende Stellenausschreibung von den Helfenden Tiere gesehen. Und da ich ja bereits ein Praktikum im Rahmen meines Studiums dort machen konnte, habe ich mich natürlich direkt beworben.

Sehr zu unserem Glück haben wir tatsächlich die Stelle bekommen. Und ohne viel Laufzeit ging es auch schon los mit den ersten Terminen. Denn als neues Team-Mitglied sollte ich natürlich auch an der Konzept-Überarbeitung teilhaben und mitwirken. Ebenso konnte ich an einem Ziegenseminar teilnehmen, um noch mehr Input zu der Haltung, dem Verhalten und den Einsatzmöglichkeiten der Ziegen zu bekommen.

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Fotos (c) Judith Schmidt

Fotos (c) Judith Schmidt

Da ja auch Lilu mit mir zusammenarbeiten soll, konnten wir ebenfalls sehr spontan mit der Therapiebegleithunde-Ausbildung starten - dazu aber später mehr…!

Passend dazu habe ich Lilu und mir einen Trainings-Plan erstellt, damit wir hinterherkommen und nichts vergessen, was zu den Fertigkeiten eines Therapiebegleithundes gehören sollte. Da wir ja vor allem mit der Leinenführigkeit an vollen und fremden Orten zu kämpfen haben, habe ich das Stadttraining vorerst in den Vordergrund gestellt. Ebenso aber das Boxen-Training (weil neu für Lilu) und generelle Ruhe-Übungen. Denn unser Dalmi-Aufpasser kann ganz schlecht runterfahren und Verantwortung abgeben…

 
 

Man sieht also, dass bei uns in letzter Zeit ganz schön viel los war… Das Kontrastprogramm zum bisherigen Studenten-Leben ;)

Die ersten Einsätze

Vor den ersten Einsätzen hatte ich zum Glück noch genügend Zeit, um mich in die Akten der Klienten einzulesen. So konnte ich gut schauen, wie ich individuell angepasst starte. Ich habe tatsächlich auch mit vielen “Neuen” gestartet, die ebenso wie ich ihre erste Stunde hatte. Lediglich ein Klient kannte mich noch aus meinem Praktikum - dort war deutlich geringere Aufregung auf beiden Seiten vorhanden!

In den ersten Stunden ging es natürlich erstmal um das gegenseitige Kennenlernen, sowie das Kennenlernen des Hofes und der Tiere.

Auch Lilu hatte schon ihre ersten Einsätze! Ich war wirklich aufgeregt, denn die Hibbeltante ist ja gerne noch ein bißchen wild und verspielt. Und da ich sie ja ziemlich ins kalte Wasser geworfen habe, ohne wirklich viel Training vorher, hatte ich doch so meine Gedanken. Und es stellte sich heraus: weitestgehend UNBEGRÜNDET! Denn Lilu hat ihren Teil sehr souverän über die Bühne gebracht! Sie hat sehr viel bei mir nachgefragt, mehr als sonst und mehr als erwartet. Auch die Kommandos, die von Klienten kamen, hat sie sich von mir (still und heimlich) bestätigen lassen.

Sogar unser Problem, die Leinenführigkeit, hat nicht so gestört, wie gedacht. Klar - sie hat nicht plötzlich aufgehört zu ziehen und zu testen. Aber sie ist nicht so stark nach vorne gerannt, dass man hinter ihr herfliegt UND sie hat sich nach einer sehr kurzen Zeit am jeweiligen führenden Klienten orientiert. Da war ich dann ganz schön stolz auf meine Maus.

Rückblick nach 2 Monaten

Jetzt sind wir schon seit fast 2 Monaten regelmäßig im Einsatz und so langsam wird es zur Normalität.

Ich bin aber noch nicht zu 100% sicher, dass das DER Job für Lilu ist. Denn gerade beim Warten im Team-Raum kommt sie noch nicht wirklich gut zur Ruhe und hat demnach an einem Arbeitstag alleine dadurch sehr viel Stress. Auch bei den Einsätzen, bei denen sie dabei ist, kommt es tatsächlich sehr stark darauf an, wie ihre Stimmung ist und vorher war. Man erkennt es dann immer daran, dass sie dann wie eine kleine Kuh - völlig versunken in ihrer Welt - am Grasen ist. Das ist dann einfach ihre Übersprungshandlung um den Stress abzubauen. Zum Glück ist es allerdings meist so, dass sie sich nach ein paar Minuten akklimatisiert hat und man dann prima mit ihr arbeiten kann! Und das macht sie dann wirklich toll!

Ich hoffe einfach, dass auch Lilu mehr Sicherheit durch den einkehrenden Alltag bekommt und dann auch sichtlich mehr Spaß an ihren Arbeitseinsätzen hat.

Am allermeisten versuche ich aber, dem so subjektiv wie möglich gegenüber zu bleiben, damit ich gut einschätzen kann, ob es Lilu gut tut mit mir zusammen zu arbeiten oder eben auch nicht!

Rückblick nach 6 Monaten

Die Zeit ist wirklich gerast und so mir nichts, dir nichts, sind inzwischen schon 6 Monate herum. Inzwischen haben wir sehr viel mehr Routine in unserer Arbeit, aber auch neue Herausforderungen.

Unser bisheriges Problem, das Allein-bleiben von Lilu im Team-Raum haben wir inzwischen relativ gut gelöst. Bzw. wir haben eine gute Zwischenlösung zum Trainieren gefunden. Statt des Hundekissens, von dem Lilu jederzeit heruntergehen kann, baue ich nun an unseren Arbeitstagen ihre Box auf, sodass ich sie dort während meiner Einsätze “verfrachten” kann. So nehme ich diesen Druck von ihr, ständig aufpassen zu müssen, indem ich sie ganz stark einschränke, in ihren Möglichkeiten. Sie kann nicht mehr voller Erwartungshaltung vor der Tür sitzen und alle 2 Sekunden Luft durch den Türschlitz einsaugen, um zu riechen, wo ich bin. Sie hat quasi gar keine andere Chance, als sich zusammenzukringeln und abzuwarten.

Und so fies es vielleicht auch klingt - inzwischen sehe ich die positive Resonanz dahinter. Denn Lilu geht inzwischen freiwillig in ihre Box, wenn ihr langweilig ist oder sie müde ist. Und abends ist sie da fast gar nicht mehr rauszubekommen, um nach Hause zu fahren…

Unsere neuen Herausforderungen

Der Alltag ist nun so gut angelaufen, da kamen schon gleich die nächsten Herausforderungen für uns beide! Denn wir durften einen Workshop-/Seminartag für FSJler vom DRK zum Thema “tiergestützte Interventionen” geben. Puh - ein wenig Schiss hatte ich ja! Das erste Mal 6 Stunden lang einen Workshop gestalten/geben und dann auch noch gleich “bei so einer Altersgruppe” 😅

Ich habe versucht so viel praktisches, wie möglich hineinzunehmen - plant das mal mit 40 Personen…

Aber letztendlich war es gar nicht so schlimm, wie man es sich ausmalte… Klar - man hatte eigentlich immer dieselben Leute, die mit einem kommunizierten, aber das ist ja fast überall so, wenn man sich das Thema nicht zu 100% selbst aussucht. Manche interessiert es einfach nicht ;)

Und ich muss sagen, dass ich einfach MEGA begeistert von Lilu war! Sie hat das so toll und souverän mitgemacht! War sehr entspannt und hat sich bei meinen Rede-Phase entweder mir vor die Füße gelegt, oder ist mal eine Runde gelaufen und hat sich ein paar Streicheleinheiten abgeholt. Auch beim Tricksen hat sie super bei allen mitgemacht, obwohl einige (die sich zuerst nicht trauten und dann voll aufblühten) fast nicht mehr zu stoppen waren!

Aber nach diesen 6 Stunden waren wir beide wirklich erledigt und waren froh, als wir zuhause waren!

ArbeitJana Pellander1 Comment