Fachkraft für tiergestützte Interventionen

Weiterbildung im Zentrum für tiergestützte Therapie und Pädagogik

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Nun ist es schon fast ein ganzes Jahr wieder her, seit ich im November 2020 meine Prüfung zur „Fachkraft für tiergestützte Interventionen“ absolviert habe.

Auf Instagram habe ich euch ja teilweise etwas mitgenommen, wenn die Wochenenden für die Ausbildung waren. Es erreichten mich immer einige Fragen dazu. Diese möchte ich mit diesem Blogpost nun beantworten…

Zuerst natürlich einmal die groben Eckdaten:

wo?

Helfende Tiere - Zentrum für tiergestützte Therapie und Pädagogik

wann?

Mai 2020 - November2020

wie lange?

5 Wochenenden (inkl. 1 langem 4-Tage-WE) plus Prüfungswochenende und individueller Prüfungstermin (insgesamt knapp 450h inkl. Selbststudium, etc.)

Kosten?


2.950,- € + 595,- € Prüfungskosten

Falss die ersten von Euch hier nun aufstocken und sich denken: „Huch, da arbeitet die doch?!“ - Ja, das stimmt. Und eventuell bin ich dadurch nicht komplett unvoreingenommen… Aber ich kann euch versprechen, dass ich versuche, euch meine ehrliche Meinung zu vermitteln! Der Post ist auch in keinster Weise mit meinem Arbeitgeber vereinbart oder abgesprochen!

Bezüglich der Bezahlung sei gesagt, dass ich die vollen Lehrgangskosten gezahlt habe! Lediglich die Kosten für die Prüfung konnte ich mir sparen, da Meine bei uns auf dem Hof statt fand.

Die Seminare

Der erste Block

Begonnen haben wir mit einem 4-Tages Block über Christi Himmelfahrt.

Zu Beginn wurden natürlich erstmal die organisatorischen Fragen geklärt. Gerade unter den - damals noch relativ neuen - Corona-Bedingungen standen natürlich viele Fragen im Raum. Aber - und das muss ich ganz ehrlich sagen - war die ganze Ausbildung super organisiert und wir hatten, obwohl wir quasi der „Testkurs“ waren, so gut wie keine Einschränkungen. Das Prägnanteste war wohl, dass unser Kurs in zwei Gruppen geteilt wurde und wir somit, statt den vollen Tagen, entweder Vor- oder Nachmittags für eine geringfügig kürzere Zeit die Seminare hatten.

Natürlich gab es ab und an auch Einschränkungen, bzw. viel eher Änderungen, bei den Seminarinhalten - aber die waren meiner Meinung nach mehr als in Ordnung für die neue Situation!

Nach dem ersten Kennenlernen hatten wir in den folgenden Tagen zwei Auswärtsseminare:

Wir waren bei Miriam von „Das tiergestützte Wolkenmobil“ und durften ihre Arbeit mit all ihren Vier- und Zweibeinern kennenlernen. Miriam gab ganz viel Input zur tiergestützten Achtsamkeit und hat sehr viel in dem Bereich an uns weiter geben können! Allein die Selbsterfahrung, als wir alle tiefenentspannt mit ihren Hunden und z.T. auch Meerschweinchen in ihrer Scheune auf dem Heu saßen, es draußen regnete, Miriam erzählte und wir sie in entspannter Atmosphäre mit Fragen löchern durften…

Aber wir durften auch selbst aktiv werden (so aktiv man eben bei Achtsamkeits-Übungen wird 😬✌️) und hatte die Aufgabe uns einem Tier intensiv zu widmen, es genau zu beobachten und Vermutung aufzustellen.

Na? Wer kann erraten, welches Huhn ich mir vorgenommen habe? 😉 Na klar - das braun-weiße Punktehuhn!

Am nächsten Tag hatten wir die Gelegenheit zu Cornelia Drees nach Bremen zu fahren.

Dort haben wir zunächst von ihrem Ehemann, der als Veterinär tätig ist, ein wenig Input zum Thema Tierschutz und artgerechte Haltung bekommen. Grundlage, und für uns auch weiterhin relevant, waren hierbei die Informationsblätter des TVT ( Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.).

Danach übernahm Cornelia dann und erzählte sehr viel von ihrer Arbeit und wie sie diese mit Tierschutz und artgerechter Haltung vereinbart.

Hier kamen sehr viele wichtige “Schlagwörter” auf, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber doch zu häufig untergehen:

  • Befehle an das Tier hinterfragen - das Tier bitten

  • Tiere dürfen “Nein” sagen!

  • Individualdistanz beachten - erst ansprechen, dann anfassen

  • Nahkontakt bei Sympathie

  • Stimmung überträgt sich

  • “Bezahlung” (Leckerlies etc.) für Tricks, nicht für Zuneigung - man ist nicht entspannt, wenn man wartet


Der zweite Block

Im zweiten Block sind wir vertiefend in die verschiedenen Arten von tiergestützter Arbeit gegangen und haben viele verschiedene Hilfsmittel für unseren “Methodenkoffer” gezeigt bekommen, bzw. durften diese ausprobieren. (Das ist ab diesem Jahr übrigens mein Part 😉)

Ebenso haben wir einen ganz tollen, spannenden Tag mit Natur- und Waldpädagogik verbracht, wo ich wahnsinnig viel neuen Input, Ideen und Motivation mitnehmen konnte!

Es war super spannend, sich mal intensiver mit den Wildtieren zu beschäftigen und zu schauen, wie man diese “nutzen” kann in der TGI - gerade weil wir ja direkt den Wald vor der Nase haben und diesen eigentlich viel zu selten in die Einheiten einbinden.

der dritte Block

Im Dritten Block durften wir zuerst eine weitere Außenstelle besuchen, die ein tolles Beispiel für “TGI in der Stadt” war - die “Stadtteilfarm Huchting”.

Offenes Angebot für Kinder und Jugendliche:
Die Stadtteilfarm bietet Kindern und Jugendlichen (ab 8 Jahren) in Huchting vielfältige Möglichkeiten, um ihre Freizeit auf dem schönen Naturgelände zu verbringen. Sie können draußen spielen und toben, sich mit den Tieren beschäftigen, in der Kinderwerkstatt werkeln, in der Küche kochen oder backen, am Lagerfeuer sitzen und entspannte Stunden mit Freund*innen verbringen.
— www.stadtteilfarm.de

Das Gelände ist wahnsinnig toll aufgebaut und lud (wie oben beschrieben) zum herumtollen und spielen ein.

Am zweiten Tag sind wir nochmal intensiv in die Theorie eingestiegen:

  • Welche Formen der TGI gibt es?

  • Grundlagentheorien zur TGI - Indikationen und Kontraindikationen

  • Interaktionsformen mit dem Tier

  • Strukturierung der Einheit

  • Kommunikationsformen (Man kann nicht nicht kommunizieren!)

  • Hygiene/Allergien/Zoonosen/etc.

  • Krankheitsbilder des Menschen und wie kann TGI unterstützen

Zudem durften wir die Arbeit mit Schnecken kennenlernen - dabei ist durch Zufall dieses coole Video entstanden:

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Der vierte Block

Im Vorletzten Block hatten wir noch Einheiten zum Tiertraining und ein Vertiefungsseminar zu den Grundlagen der TGI.

Als Vorbereitung darauf sollte jeder eine Collage zu einem Tier erstellen - als Basis für meine Prüfung und generelle Arbeit am Hof, hatte ich die Ziege ausgewählt.

Tja - und wie ihr mich vielleicht schon kennt, kann ich nicht bloß eine “schlichte” Collage erstellen 😉

Entstanden ist mal wieder ein Lapbook mit vielen verschiedenen Infos zur Ziege - diesmal nicht unbedingt für kleine Kinder, sondern wirklich zur Wissensvermittlung; mit Themen wie Anatomie, Sinne, Ausdrucksverhalten, …

Falls Du dir auch ein Lapbook basteln möchtest oder es für größere Kids nutzen möchtest, kannst Du es hier downloaden

Lapbook: Rund um die Ziege
6,95 €
Download

Ja - und dann waren wir auch schon so weit!

der fünfte und letzte block

Hier haben wir nochmal ganz viel Input Zum Thema Schulhund und TGI in der (Grund-)Schule bekommen - und obwohl ich (fast) dasselbe Seminar schon im Rahmen der Therapie-und Begleithunde-Ausbildung hatte, konnte ich auch hier nochmal ganz viele Material- und Einsatzideen mitnehmen!

Und - wie sagt man so - das Schönste kommt zum Schluss: die rechtlichen Grundlagen

War ich froh auch das schonmal alles gehört zu haben! Ansonsten hätte mir vermutlich der Kopf ganz schön geraucht, da auch hier das Pensum von den “normalen” Stunden in jetzt nur 4 Stunden gepackt war 😅

Aber auch hier ein großes Lob an die Dozentin, die sogar so trockenen Kram anschaulich an Nicht-Juristen heranbringen konnte!

Die praktische Prüfung

Zur praktischen Prüfung habe ich mir das “Kletterziegen”-Projekt erarbeitet. Grundlage war mein Klient, der eine ADHS-Diagnose hat. Darauf aufbauend wollte ich eine Stunde zur Konzentrationsförderung - insbesondere der Beibehaltung einer Aufgabe. Ich habe Euch mal meine Planung hochgeladen, sodass ihr eine ungefähre Idee bekommt!

Die Idee hat dem Klienten so gut gefallen, dass er soooo! konzentriert war, dass ihm die Ziegen fast schon egal waren und er, statt wie üblich beim Streicheln und Kuscheln zu entspannen, lieber weiter lief und neue Klettermöglichkeiten suchte 😅 Ups…

Naja - aber auch das gehört dazu! Und gefühlt waren die beiden Prüfungsstunden sowieso die, die bisher am blödesten gelaufen sind… Naja - man spiegelt auch seine eigene Aufregung und ist vielleicht nicht ganz so entspannt, wenn es anders kommt, als man geplant hat. Aber das ist die eine Sache, die ich am Meisten gelernt habe: Neben Plan A und B braucht man immer noch Plan C bis mindestens Plan H!

Schriftliche Prüfung

In der schriftlichen Prüfung wurde dann das theoretische Wissen nochmal abgefragt, zu den Inhalten, die wir zuvor in den Seminaren behandelt haben.

Und nachdem an dem Abend keine Nachricht kam, dass ich die Prüfung versemmelt habe, war ich durch! 🥳

… und offiziell …

Fachkraft für tiergestützte Interventionen

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Jana PellanderKommentieren