Hunde-Geräusche-App für Angst-Klienten
autonomes Bekämpfen der Angst
Ist euch mal aufgefallen, wie viele verschiedene Geräusche euer Hund eigentlich so über den Tag verteilt macht?
Ich dachte immer, Lilu wäre ein ruhiger Hund. Mit den Jahren kamen aber immer mehr Selbstbewusstsein und daher auch der eine oder andere Beller daher. Auch, wenn gerade kein Selbstbewusstsein da war und der kleine Schisser deshalb mal erschrocken gekläfft hat. Bisher hat das nie gestört - im Gegenteil. Wir haben belustigt gelächelt und Lilu beruhigt.
Bis ich die erste Einheit mit einem neuen Klienten hatte
Erst haben wir tolle Fortschritte beim Kennenlernen gemacht; von “ich möchte nicht, dass der Hund hier mit rein kommt” über “der Hund soll aber da vorne warten” bis hin zu gemeinsamem Leckerli-Geben! In nur 45 Minuten!
Bis der Vater, der den Klienten abholen wollte, die Tür öffnete und Lilu sich erschrocken und empört äußern musste. Der Klient schlug nur die Hände vor das Gesicht und war fast nicht mehr ansprechbar.
Dabei ist Lilu wirklich nicht laut, wenn sie sich so äußert. Es ist mehr ein “wuff”, als ein “wau”… Wenn ihr wisst, was ich meine…
Tja. Und da stand ich nun. Die Zeit quasi um und alles Vertrauen, was wir uns zuvor erarbeitet hatten, so gut wie ausgelöscht. Wir konnten den Klienten zum Glück durch Zureden und Erklären der Situation noch dazu zu motivieren, Lilu ein Abschieds-Leckerli zu geben.
Aber die Geräusche blieben immer ein Thema - bei jeder der folgenden Einheiten
Solange Lilu keine Geräusche machte, traute sich der Klient ziemlich viel! Er wollte viel mit Lilu unternehmen und neue Tricks lernen. Aber er hatte eine Unruhe in sich, sobald jemand an der Tür vorbei ging und ließ sich immer wieder versichern, dass es in Ordnung ist, wenn Lilu bellt, bzw. erklären, warum sie das macht. In einigen Einheiten konnten wir Vertrauen erarbeiten, dadurch dass Lilu nicht bellte. Aber in anderen Einheiten “passierte” es wieder.
Ich hatte schon vorher mit Lilu üben wollen, auf Kommando zu bellen, hatte das aber nie wirklich konsequent verfolgt. Einfach weil sie so wenig Eigeninitiative zum Bellen zeigte. Aber nach der ersten Einheit mit dem Klienten war mir klar: DAS ist das nächste Kommando! Denn dann könnte der Klient eigenständig das Kommando zum Bellen geben! ER könnte entscheiden, wann Lilu ein Geräusch macht…
Aber leider lernt sich so etwas nicht über Nacht. Und schon gar nicht auf noch relativ fremdem Terrain (unserem Arbeitsplatz) und dann noch auf Kommando eines Klienten, der Handzeichen und Laut-Kommandos nicht so sauber ausführen kann. Also arbeiteten wir daran - jeden Abend, wenn Lilu ihre wilden 5-Minuten hatte und mehr Bellfreudigkeit zeigte!
Bis das Kommando allerdings sicher sitzt, brauchen wir eine Zwischenlösung. Etwas, das denselben autonomen Effekt für den Klienten hat, wie das Bellen auf Kommando.
Und was macht man, wenn man den hauseigenen Software-Entwickler zum Partner hat? Na klar - eine Geräusche-App!
Die nächsten Tage verbrachte ich also damit, so schnell wie möglich mein Handy herauszukramen, wenn Lilu mal wieder eines ihrer komischen Geräusche machte. Und ich kann es euch nur empfehlen mal mehr darauf zu achten - teilweise sind es wirklich lustige und absurde Geräusche, die unsere Vierbeiner da kreieren… Manchmal könnte man meinen, Lilu würde hier geknechtet werden, so wie sie stöhnt. Natürlich während sie sich aufs Kissen auf dem Sofa fallen lässt…
Zurück aber zu meiner Idee
Es sollte so etwas wie ein Soundboard sein und verschiedene Geräusche beinhalten, die der Klient eigenständig abspielen können sollte. Also Kinder-Benutzerfreundlich sein; d.h. bildliche Symbole, die beschreiben, was man da für ein Geräusch auswählt. Angelehnt an meine Hunde-Körpersprache Materialien habe ich teilweise die selben, teils angepasste Emojis genutzt.
Denn ich hatte Lilu beim
und
aufgenommen.
Und damit hatte ich dann auch schon meine Grundbausteine: die einzelnen Geräusche und die Verbildlichung Dieser zur einfachen Handhabe. Plus eine ungefähre Idee, wie es denn aussehen solle… Tja - und den Rest habe ich einfach weiterdelegiert 😅
Und hier ist sie: unsere eigene Lilu-Geräusche-App
Die Bilder für die Kinder und in Schrift nochmal für mich, damit ich auch genau erklären kann, was für ein Geräusch der Klient zu erwarten hat.
Die bisherigen Einsätze
Der erste Einsatz lief tatsächlich super! Der Klient äußerte erst Bedenken, ob Lilu auf die Geräusche antworten bzw. reagieren würde. Aber wir fanden eine Lösung, indem ich Lilu einfach die ganze Zeit Leckerlis gab 😅. Und nachdem ich verneinte, als er sagte, ICH solle die Geräusche starten, und ihm erklärte, es läge ganz an ihm OB und WANN und WELCHES der Geräusche abgespielt werden würde, packte ihn der Entdeckergeist.
Wir überlegten zuerst anhand der Bilder, welche Geräusche wir wohl zu erwarten hatten und arbeiteten uns von den “harmloseren” (wie dem Schmatzen beim Fressen, was er schon kannte) hoch bis zum Bellen von Lilu. Bis er sich das traute, “probierte” er zwar lieber ein paar Mal mehr das Schmatzen aus, aber am Ende hatten wir ALLE Geräusche gehört! Und sogar festgestellt, dass es gar nicht so schlimm ist, Bellen zu hören.
Die Male danach war er nicht mehr ganz so mutig und spielte vor allem lieber die harmloseren und leiseren Geräusche ab. Aber wir haben es uns zum Ritual gemacht, dass wir mit Lilu kuscheln, sie bürsten und nebenbei ein paar Geräusche abgespielt werden - immer so, wie er sich gerade traut. Und auch in der Lautstärke, wie er sich gerade traut. Das Schmatzen und Schleckern wird inzwischen schon auf volle Lautstärke gestellt! Aber beim Bellen wird lieber wieder etwas leiser gemacht 😉.
Und währenddessen üben wir weiter fleißig daran, dass Lilu auf Kommando bellt… Und trotz unserer Startschwierigkeiten dabei sind wir schon weit gekommen! Der nächste Schritt ist es, dass sie es auch außerhalb unseres Wohnzimmers und Gartens lernt (unsere Nachbarn werden erfreut sein 😉).
Was haltet ihr von der Idee? Habt ihr ähnliche Kinder/Klienten, denen so etwas auch helfen könnte? Und habt ihr auch so einen Hund, der so, eehm, “vielfältige” Geräusche macht? 😅